Kategorien
Blog

Interview mit Erzengel Zadkiel

In einem fiktiven Gespräch macht sich der geflügelte Himmelsbote Gedanken über unseren Umgang mit Menschen, Tieren und Pflanzen.

Zadkiel wird in der christlichen Religion als Engel des Trosts, des Mitgefühls, der Güte und der Barmherzigkeit verehrt. Trotz seiner Bedeutung als einer der sieben Erzengel der christlichen Tradition wird seine Rolle innerhalb der katholischen Kirche häufig übersehen. In den Texten des Alten Testaments und den Überlieferungen der Ostkirchen findet er hingegen des Öfteren Erwähnung. Sein Name ist hebräischen Ursprungs und bedeutet „Gerechtigkeit Gottes“ oder „Wohlwollen Gottes“. In der jüdischen Tradition wird Zadkiel als der Engel gesehen, der Abraham im letzten Augenblick davon abhielt, seinen Sohn, Isaak, zu opfern. Nehmen wir einmal an, wir hätten die Möglichkeit, uns mit dem Erzengel Zadkiel persönlich zu unterhalten! Was würde uns dieser geflügelte Himmelsbote wohl mitteilen?

Verzweifelt man als Engel der Barmherzigkeit nicht angesichts des Leids in unserer Welt?

Die Menschheit steht heute in vielen Aspekten besser da als je zuvor. Doch auch wissenschaftliche Fortschritte, wirtschaftliches Wachstum und technologische Errungenschaften haben nicht für Gerechtigkeit unter euch gesorgt. Die Menschheit hat es immer noch nicht geschafft, die weltweite Armut zu beseitigen und eine gerechte Aufteilung materieller Güter zu gewährleisten. Sogar in den reichsten Staaten gibt es nach wie vor Menschen, die täglich um ihren Lebensunterhalt kämpfen müssen. In den Entwicklungsländern ist die Situation noch prekärer. Die Menschheit hat noch nicht begriffen, dass alle Leute auf dieser Welt im selben Boot sitzen und dass jeder Einzelne eine Verantwortung für den anderen trägt.

Sollten wir uns also endlich dazu überwinden, nicht so egoistisch zu sein?

Viele Menschen denken hauptsächlich an ihren eigenen Vorteil und ignorieren oft bewusst das Leid anderer. Das gilt für die unmittelbare Umgebung ebenso wie für das andere Ende der Welt. Solange es ihnen gut geht, kümmern sie sich nicht um das Elend anderer. Diese egozentrische Haltung wird besonders in der Wirtschaft offenkundig. Große Konzerne fokussieren sich ausschließlich auf ihre Gewinne, ohne Rücksicht darauf zu nehmen, unter welchen Bedingungen diese Ziele erreicht werden. Dabei wird die Ausbeutung von Arbeitskräften und die Zerschlagung von Konkurrenten bereitwillig in Kauf genommen.

Wirtschaftliche Interessen führen manchmal sogar zu Kriegen.

Die Rücksichtslosigkeit einiger großer Konzerne erinnert oft an Kriege und führt manchmal auch tatsächlich zu realen Kriegen. Dies geschieht dann, wenn die Gier einen Höhepunkt erreichen und das menschliche Verhalten völlig außer Kontrolle gerät. Die Folgen sind verheerend! Tod, Vertreibung und Zerstörung sorgen als traurige Resultate solcher Konflikte für unermessliches Elend …

Man könnte fast den Eindruck bekommen, dass auch ein Krieg gegen die Umwelt geführt wird.

Die unersättliche Gier nach Geld nimmt genauso wenig Rücksicht auf die Umwelt wie auf die Mitmenschen. Die Leute betrachten sich selbst als Krone der Schöpfung und berauben die Umwelt ohne Zögern ihrer Schätze. Besonders der verschwenderische Lebensstil in den reicheren Industrieländern fordert seinen Preis. Zurück bleiben verwüstete Landschaften, vergiftete Gewässer und verschmutzte Luft, die kaum noch Leben zulassen.

Und wie steht es um die Tiere?

Die Zerstörung der Umwelt betrifft Mensch, Tier und Pflanze im selben Ausmaß. Nicht selten werden Länder großflächig verseucht und damit sämtliche Lebensgrundlagen vernichtet. Dies führt zum massenhaften Sterben von Tieren und dem Untergang vieler Spezies. Zudem tötet der Mensch täglich enorme Zahlen an Tieren zur Nahrungsaufnahme. Dabei gibt es heutzutage vielfältige Möglichkeiten, sich nahrhaft und köstlich zu ernähren, ohne dabei auf Fleisch zurückgreifen zu müssen.

Aber ist es nicht so, dass auch Tiere einander fressen?

Raubtiere sind auf die Jagd angewiesen, um zu überleben. Der moderne Mensch hingegen benötigt keine Jagd mehr, sondern überlässt das Töten Fremden in den Schlachthöfen. In den meisten Fällen sehen die Leute das geschlachtete Tier, das sie verzehren, gar nicht. Das führt zu einer zunehmenden Entfremdung vom Leid dieser Geschöpfe. Menschen machen sich selten Gedanken über das Leid, das Tieren widerfährt, die am Ende auf ihren Tellern landen. Würden sie sich bemühen, sich genauer zu informieren, so könnten vermutlich viele darauf verzichten, Fleisch zu essen.

Sollten wir also komplett auf Fleisch verzichten?

Das wäre eine Option. Es gibt zahlreiche Beweise, dass der Fleischkonsum für ein gesundes Leben nicht dringend notwendig ist. Wichtiger ist jedoch die Maß- und Zielsetzung! Es ist unverhältnismäßig, täglich große Mengen Fleisch und Fleischprodukte zu verzehren, nur weil diese in den Supermärkten leicht verfügbar sind. Menschen sollten ihre Nahrung mit einer gewissen Demut betrachten und sich der Tatsache bewusst sein, dass für jede Mahlzeit ein Tier leiden und sterben musste. Weniger Fleischkonsum würde auch große Weideflächen freisetzen, die wieder aufgeforstet werden könnten, um den Klimawandel zu bekämpfen.

Welchen Rat würden Sie uns Menschen geben?

Es ist notwendig, dass das Mitgefühl für alle Lebewesen – ob Mensch, Tier oder Pflanze – in euren Herzen wächst. Ein Umdenken ist unabdingbar – hin zu einem respektvolleren und gerechteren Umgang miteinander und mit der Umwelt. Es darf nicht länger toleriert werden, dass Lebewesen ihrer Existenzgrundlage beraubt und Tiere massenhaft getötet werden. Die Menschen sollten immer daran denken, dass sie nur Gäste auf dieser Erde sind! So müssen sie sich sowohl gegenüber ihrem Gastgeber als auch gegenüber den anderen Gästen respektvoll verhalten …

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert