Wie wäre es, wenn der Hüter der göttlichen Geheimnisse uns seine Aufgaben erklären könnte. Wie würde er wohl seine Sicht auf die Welt schildern und das Treiben der Menschen beurteilen?
Der Erzengel Raziel wird in manchen Quellen auch als Rasiel bezeichnet. Sein Name lässt sich am besten mit „Gottes Geheimnis“ übersetzen und deutet auch schon auf seine wichtigste Funktion hin. Er ist der Hüter der himmlischen Geheimnisse und hat auch die Befugnis, sie Auserwählten zu offenbaren. Das sind jene Menschen die sich als würdig erweisen, in diese Mysterien eingeweiht zu werden.
Damit gilt der Erzengel Raziel auch als ein spiritueller Führer, der besondere Menschen in die Geheimnisse des Universums einführt. Erst dadurch werden diese Personen zu Erleuchteten. Doch damit nicht genug: Raziel kann die Menschen auch dabei unterstützen, schwierige Situationen in ihrem eigenen Leben besser zu verstehen.
Darüber hinaus hilft er ihnen, ihr Umfeld leichter zu durchschauen. Obendrein fördert er die außersinnliche Wahrnehmung der Menschen und hilft ihnen auf diese Weise, den göttlichen Plan leichter zu begreifen. Könnte uns Raziel Rede und Antwort stehen: Wie würde er wohl das Verhalten den Menschen in den letzten Jahrtausenden beurteilen? Und welchen Rat hätte er für die Sterblichen zur Hand?
Sie gelten als der Hüter der göttlichen Geheimnisse. Welche Geheimnisse sind das?
Netter Versuch! Leider darf ich diese Geheimnisse nicht verraten, denn sonst wären es ja keine Geheimnisse. Ich kann nur so viel dazu sagen, dass der gesamte Kosmos nach einem präzisen und ausgeklügelten Schema funktioniert. Jedem noch so kleinen Detail kommt eine bestimmte Aufgabe zu und jeder einzelne Baustein erfüllt eine ganz konkrete Funktion diesem Gefüge.
Kommt die moderne Wissenschaft den Geheimnissen des Kosmos nicht langsam auf die Spur?
Was das Wissen und die Wissenschaft betrifft, so hat sich die Menschheit wahrlich gut entwickelt. Die Menschen haben vieles entschlüsselt, wovon frühere Generationen keine Ahnung hatten. Sie haben die Mathematik, die Physik, die Chemie, die Astronomie, die Biologie und die Medizin auf einen Stand gebracht, auf den sie wahrlich stolz sein können! Noch nie hat die Menschheit so viel vom Universum verstanden – und nie zuvor war das gesammelte Wissen so groß.
Sind wir Menschen also nah dran, die letzten Geheimnisse des Universums zu lüften?
Da muss ich Euch leider enttäuschen! Mit dem Wissen ist es so wie mit einem Eisberg. Man sieht nur den Teil, der aus dem Wasser ragt. Der wesentliche größere Teil befindet sich aber unter der Wasseroberfläche. Das Wissen der Menschheit ist mit dem Teil eines Eisbergs vergleichbar, der sichtbar ist. Es gibt aber noch so unglaublich viel, was die Menschen nicht wissen – und wovon sie nicht einmal die geringste Ahnung haben! Wirklich gute Wissenschaftler sind meist sehr bescheiden. Sie wissen, dass eine Frage, die sie klären konnten, zwei neue offene Fragen aufwirft …
Welche Beispiele für ungelöste Rätsel würden Sie in diesem Zusammenhang nennen?
Nun, da hätten wir zunächst einmal die Geheimnisse des Mikrokosmos. Die Menschen wissen erst seit zweitausend Jahren, dass es Atome gibt. Und sie haben erst vor hundert Jahren erkannt, dass sich diese wiederum aus Elementarteilchen zusammensetzen. Da gibt es noch jede Menge zu klären. Und dann haben wir natürlich die Geheimnisse des Makrokosmos. Die Menschen haben erst seit Kurzem eine vage Vorstellung von der Größe des Universums und der unglaublichen Zahl an Galaxien, Sternen und Planeten. Sie haben aber noch keine Ahnung, ob dieses Universum das einzige ist oder nicht. Sie wissen nicht, was vor dem Urknall war und wie das Ende des Kosmos verlaufen wird. Das sind zentrale Fragen, die es noch zu klären gilt …
Ich sehe: Da wartet noch jede Menge Arbeit auf die Wissenschaft! Sie haben aber auch die Befugnis, diese Geheimnisse Erleuchteten zu verkünden. Muss man erst tot sein, um zu den Auserwählten zu gehören?
Nicht zwangsläufig. Wenn ein Mensch stirbt, dann wechselt er von der irdischen in die himmlische Sphäre. Und dann erschließt sich ihm ohnehin das große Ganze. Es kommt aber auch vor, dass Menschen sich zu Lebzeiten als würdig erweisen, in die göttlichen Mysterien eingeweiht zu werden. Dabei handelt es sich aber nicht um Forscher, Wissenschaftler und Nobelpreisträger. Es sind vielmehr spirituelle Menschen, die kein Kapital aus ihrem Wissen schlagen. Die wahrlich Erleuchteten versuchen stattdessen, die Menschen auf einen besseren und gerechteren Weg im Sinne des göttlichen Plans zu führen.
Zu Ihren Aufgaben gehört auch, die Menschen zu unterstützen, ihr eigenes Leben besser zu begreifen. Wie muss man sich das vorstellen?
Es gibt Menschen, deren Leben einigermaßen geradlinig und unkompliziert verläuft. Diese Leute brauchen keinen Kompass, um sich in ihrem Dasein zurechtzufinden. Es gibt aber auch viele Menschen, deren Leben sehr kurvenreich und mit vielen Höhen und Tiefen verläuft. Da kann es schon vorkommen, dass sie gewisse Entwicklungen als ungerecht empfinden und mit ihrem Schicksal hadern. In diesen Fällen ist es meine Aufgabe, ihnen die Augen zu öffnen. Ich zeige ihnen die Ursachen für ihre Biografien auf und offenbare ihnen, dass die Irrungen und Wirrungen sehr wohl einen tieferen Sinn haben. Haben sie das erst einmal begriffen, dann kommen sie damit auch leichter klar.
Haben Sie zum Schluss noch einen Rat für die Menschen?
Ich würde den Menschen raten, immer neugierig zu bleiben. Es ist ebenso legitim wie wünschenswert, Rätsel zu lösen, Geheimnisse zu ergründen und Erkenntnisse zu gewinnen. Es gab eine Zeit, in der die Kirche alle neuen Einsichten bekämpfte, weil sie ihre Machtstellung dadurch bedroht sah. Diese Haltung war nie im Sinne des Schöpfers. Gleichwohl sollten die Menschen aber auch eine gewisse Bescheidenheit an den Tag legen. Sie können stolz auf ihre Entdeckungen und Errungenschaften sein. Aber sie dürfen sich nicht der Illusion hingeben, schon alles zu wissen! Es gibt noch so viele Geheimnisse …