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Interview mit dem Erzengel Raguel

Gehen wir einmal davon aus, der Engel der kosmischen Ordnung könnte seine Meinung zu verschiedenen Fragen der Gegenwart äußern! Wie würde sein Urteil wohl aussehen?

 

Der Erzengel Raguel spielt besonders in der jüdischen Tradition eine nicht zu unterschätzende Rolle. Sein Name heißt so viel wie „Freund Gottes“, was bereits auf einige seiner wichtigsten Eigenschaften hinweist. Raguel gilt als der Engel des Ausgleichs und der Harmonie. Seine Funktion besteht vor allem darin, für Gerechtigkeit zwischen den himmlischen Geschöpfen zu sorgen.

 

Als Engel der göttlichen Gerechtigkeit ist Raguel der Hüter der kosmischen Ordnung sowohl in himmlischen als auch in irdischen Sphären. Er setzt sich gegen Unrecht ein und sieht zu, dass Kontroversen friedlich beigelegt werden. Er tritt für alle ein, die unterdrückt oder verfolgt werden. Er hilft uns Menschen darüber hinaus auch, einander genügend Nächstenliebe entgegenzubringen. Er animiert uns, einander respektvoll zu begegnen und harmonisch zusammenzuleben.

 

Raguel ist auch der Engel, der für Harmonie unter den himmlischen Wesen sorgt. Er greift hilfreich ein, wenn es darum geht, Streit zu vermeiden oder in einem solchen zu vermitteln. Zu diesem Zweck besitzt er die Gabe, Diskrepanzen zu orten und Aktivitäten zu ergreifen, um die Balance wiederherzustellen. Damit ist er eine Art himmlischer Mediator, der Kontroversen schlichtet und den Frieden herstellt.

 

Sie gelten als Wächter der kosmischen Ordnung. Was muss man sich darunter vorstellen?

 

Nun, der gesamte Kosmos funktioniert wie ein äußerst ausgeklügeltes und empfindliches Uhrwerk. Es ist von größter Bedeutung, dass jedes noch so kleine Zahnrädchen perfekt funktioniert, damit das Ganze nicht ins Stocken gerät. Dennoch kommt es manchmal vor, dass Geschöpfe ihre Aufgabe nicht in der Weise erfüllen wie vorgesehen. Dann komme ich ins Spiel. Meine Aufgabe ist es dann, die Dinge anhand unterschiedlichster Maßnahmen so zurechtzurücken, dass alles wieder seine Ordnung hat.

 

Sie sind auch der Hüter der göttlichen Gerechtigkeit. Was versteht man darunter?

 

Unter göttlicher Gerechtigkeit ist die Tatsache zu verstehen, dass die kosmische Ordnung niemals ungerecht ist. Niemand soll benachteiligt werden und keiner soll schlechter behandelt werden als andere. Es gibt zwar Fälle, in denen man als Beobachter den Eindruck hat, dass die Dinge nicht fair und gerecht ablaufen. Das liegt aber nur daran, dass man bloß einen kleinen Ausschnitt der Wirklichkeit sieht. Dahinter verbirgt sich ein großes Ganzes, das sehr wohl durch und durch gerecht ist.

 

Ist Gott immer gerecht?

 

Selbstverständlich ist Gott immer gerecht! Wie ich schon sagte: Manchmal könnten Menschen den Eindruck bekommen, gewisse Erkrankungen, Schicksalsschläge oder Todesfälle würden eine himmelsschreiende Ungerechtigkeit darstellen. Tatsächlich sind allerdings auch diese Vorkommnisse Teile eines wesentlich größeren und weiterreichenden Plans. Sie sind Bausteine eines umfangreichen Konzepts, das niemanden benachteiligt und niemals ungerecht ist.

 

Im Gegensatz dazu sind die Menschen oft genug ungerecht. Warum ist das so?

 

Die Ungerechtigkeiten unter den Menschen haben ihren Ursprung in erster Linie in der Kollision unterschiedlicher Interessen. Das fängt in der Partnerschaft und Familie an und reicht bis zu Bevölkerungsgruppen und ganzen Staaten. Jeder Mensch hat eigene Ziele, Wünsche und Bedürfnisse. So hat auch jeder von uns seine eigenen Vorstellungen, wie gewisse Prozesse ablaufen sollten. Alle Menschen wünschen sich natürlich, dass die Dinge so passieren, dass sie günstig für sie sind. Und wenn es nicht danach aussieht, dann helfen sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten mehr oder weniger nach. Leider heißt das auch, dass ein Vorteil für eine Person einen Nachteil für eine andere bedeuten kann. Und damit beginnt die Ungerechtigkeit.

 

Gibt es eine Möglichkeit, damit die Menschen fairer und gerechter miteinander umgehen? Was müssen sie tun?

 

Die Menschen müssen selbstloser werden. Statt egoistisch nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht zu sein, sollten sie mehr an das Wohl der anderen denken. Sie dürfen das Wohl der Allgemeinheit nicht aus den Augen verlieren. Nur, wenn jeder die Interessen der anderen berücksichtigt, wird man einander nicht in die Quere kommen. Es ist eigentlich ganz leicht. Wer weniger an sich selbst denkt, verzichtet zwar auf gewisse Vorteile. Wenn das aber jeder macht, dann können alle ihre Vorteile daraus ziehen. Die Summe dieser Vorteile ist gewaltig und das Zusammenleben verläuft wesentlich harmonischer.

 

Wenn es doch einmal zu Konflikten kommt, sollte man diese möglichst rasch und friedlich beilegen. Was wäre Ihr Rat?

 

Das wichtigste Element zur Beilegung von Kontroversen ist der Versuch, sich in sein Gegenüber hineinzuversetzen. Wer es schafft, eine Sache mit den Augen des anderen zu sehen, der kann diesen wesentlich leichter verstehen. Und hat man erst einmal die Beweggründe des anderen verstanden, dann wird man nicht so leicht etwas tun, was diesen zuwiderläuft. Man wird seine Handlungen eher so setzen, dass niemandem ein Nachteil entsteht. In diesem Fall werden die Interessen gar nicht mehr so gegensätzlich sein – und damit fällt der wichtigste Auslöser für Konflikte weg. Kommt es dennoch zu einem Konflikt, dann lässt sich dieser mit dem Verständnis für das Gegenüber wesentlich rascher und friedlicher beilegen.

 

Angeblich gibt es auch in himmlischen Sphären Konflikte. Wie muss man sich das vorstellen?

 

Nun ja, wie heißt es so schön? Nobody is perfect! Selbstverständlich ist Gott perfekt. Mit den himmlischen Scharen sieht es dagegen schon anders aus. Sie sind überaus klug und unglaublich weise, aber gelegentlich haben auch sie ihre Fehler. Vor allem dann, wenn sie menschliche Züge annehmen, kann etwas schiefgehen. Dann kann es auch im Himmel zu Interessenkonflikten kommen. In diesem Fall bin ich gefragt. Ich bin dann eine Art Mediator, der sich die Sichtweise beider Seiten anhört und versucht, einen guten Kompromiss zu finden. Und dank meiner Erfahrung ist mir das bisher auch noch jedes Mal gelungen …

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